Veröffentlichung in der Zeitschrift Lydia Ausgabe 4-2105, Schulte und Gerth Medien
Georgia Busch
Als mein Mann und ich vor einigen Jahren einen Tanzkurs begannen, ahnte ich noch nicht, wie sehr dies unsere Ehe zum Guten hin verändern würde …
Vorwärts, rückwärts und ein wenig im Kreis – vor sieben Jahren lernten mein Mann und ich gemeinsam die Standardtänze. Während wir uns am Langsamen Walzer, Wiener Walzer, Tango, Quickstepp, Slowfox und den Lateintänzen Cha-Cha-Cha, Rumba, Jive, Samba, Paso Doble sowie Discofox versuchten, war ich beeindruckt von der Motivation meines Mannes. Neben dem Tanzkurs standen wöchentliche Tanzpartys auf dem Programm. Dort übten wir zur Festigung die neuen Schritte und Tanzfolgen. Mein Mann und ich waren mit viel Leidenschaft und Begeisterung dabei.
Nach den beiden Grundkursen traten wir dem Tanzklub bei. Dort fiel mir zum ersten Mal auf, dass es Paare gab, die im Tanzkurs stritten. Wer welche Fehler gemacht hatte und wer die Führung unterlassen oder sich nicht hatte führen lassen. Ich wurde stutzig und fing gleichzeitig an, andere Paare zu beobachten und auch bei uns genauer hinzuschauen. Wie verhalten wir uns? Gab es hier und da ebenfalls Unstimmigkeiten, die uns die Freude am Tanzen nicht auskosten ließen? Leider ja!
Führen und sich führen lassen
Was hatte das zu bedeuten? Ehrgeiz, schlicht und einfach Ehrgeiz. Was für uns anfangs Freude und Spaß bedeutete, veränderte sich nun im Tanzklub. Es ging mehr um die Technik. Die Tanzhaltung war ein wichtiger Bestandteil des Trainings sowie das Achten auf den Takt der Musik. Darauf wurde hier vermehrt Wert gelegt – nicht nur vonseiten des Tanzlehrers. Es war der Ehrgeiz, der sich in uns selbst entwickelte: Wir wollten eine gute Figur abgeben. Für mich als Frau war es ungewöhnlich, mich beim Tanzen führen zu lassen. Auch wenn mein Mann keinen Plan von der Schrittfolge hatte, sollte ich tun, was ich von ihm gezeigt bekam! Nicht mit Worten, sondern durch Führung. Führung ist der einzige Weg zum harmonischen Tanz. Führung ist das A und O des Tanzens. Nicht mit Gewalt, sondern ein leichter Händedruck reicht schon aus, um der Frau zu signalisieren, was getanzt wird und welche Schrittfolge als nächstes kommt.
Eine neue Leidenschaft
Wir haben mit dem Eintritt in den Tanzklub einen enormen Ehrgeiz entwickelt und etwas Wunderbares für unsere Beziehung entdeckt: ein gemeinsames Interesse, das unserer Ehe gut tut. Es ist wunderschön, mich in den Armen meines Mannes zu bewegen und nach dem Takt der Musik die erlernten Tänze zu tanzen.
Wir entschieden uns, zusätzlich Salsa-Kurse zu belegen. Die Salsa wurde zu unserem bevorzugten Tanz. Sie passt zu unserem Typ und zu unseren Empfindungen. Es gibt keine strengen Grundlagen, die einzuhalten sind. Es ist eine Tanzdarstellung, die zu einer Art Sprache zwischen mir und meinen Mann geworden ist. Sie macht gute Laune, und das Tanzen ist für uns wie ein Werben um den Partner mit der eigenen Körpersprache.
Mit Vorliebe tanzen wir Salsa oder Lateintänze auch auf Feierlichkeiten. Damit kommt Bewegung in die Veranstaltung! Bei unserer Silberhochzeit tanzten wir zur Eröffnung des Tanzabends eine Salsa. Viele Gäste schlossen sich uns an, und es wurde ein schöner Abend.
Positive Nebeneffekte
Mir ist mein Glaube wichtig. Ich lese regelmäßig in der Bibel und befasse mich auch mit den Hintergründen verschiedener Themen. So habe ich mich auch mit dem Tanzen beschäftigt, weil ich weiß, dass manche Christen diesbezüglich Bedenken haben. Mir scheint, die wichtigste Frage ist: Zu welchem Zweck tanze ich – wem will ich gefallen? Außerdem finde ich folgende Fragen hilfreich: Spiegelt die Art, wie ich mit meinem Körper umgehe, meine Beziehung zu Gott wider? Bringt mich das Tanzen näher zu ihm? Ist es gut für meine engsten Beziehungen oder schadet es ihnen? Und: Welchen Stellenwert hat das Tanzen in meinem Leben? Ist es mir wichtiger als meine Beziehung zu Gott?
Ich glaube, Gott hat nichts gegen das Tanzen, solange wir vernünftig damit umgehen. Natürlich können sich erotische Gefühle entwickeln, aber was sollte daran verwerflich sein, wenn das Tanzen mein Verlangen nach meinem Mann intensiviert? Für mich ist es eine wunderschöne Art zu flirten. Ich bin überzeugt: Gott kann das Tanzen nutzen, um unsere Herzen zu berühren und uns zu helfen, in unserer Ehebeziehung zu wachsen.
Georgia Busch ist Mutter von vier Kindern und arbeitet ehrenamtlich als Ernährungsberaterin.
Was sagt die Bibel über das Tanzen?
Tanzen war im Alten Testament ein Ausdruck von Freude und Wertschätzung gegenüber Gott. In der Antike handelte es sich meist um ein gemeinschaftliches Tanzen von Männern, Frauen oder Mädchen untereinander. Gelegentlich gab es auch einzelne Tänzerinnen zu besonderen Anlässen. Tanzen war eine selbstverständliche, natürliche Lebensäußerung, etwa als Zeichen von Freude nach der Ernte, der Weinlese oder nach einem militärischen Sieg. Nach einer gewonnenen Schlacht gingen die Frauen dem siegreichen Feldherrn mit Gesang und Reigen unter Pauken- und Zimbelspiel entgegen.
Im Neuen Testament finden sich nicht viele Bibeltexte, in denen es um das Thema Tanzen geht. Es wird an keiner Stelle verurteilt oder empfohlen. Doch es war damals nicht ungewöhnlich, seiner Freude durch Reigentänze Ausdruck zu verleihen, wie beispielsweise das Gleichnis vom verlorenen Sohn zeigt.
Bibelstellen zum Thema Tanzen:
2. Mose 15,20–21; 2. Mose 32,18–19; Richter 11,34; Richter 21,21+23; 1. Samuel 21,12; 2. Samuel 6,5+14+16+21; Hiob 41,14; Psalm 30,12; Psalm 87,7; Psalm 149,3; Psalm 150,4; Sprüche 26,7; Prediger 3,4; Jeremia 31,4+13; Klagelieder 5,15; Matthäus 11,17 & Matthäus 14,6; Lukas 15,25; 1. Korinther 10,7; Jakobus 5,13.
Georgia Busch